Sozialpädagogisches Zentrum Kärnten, Neu

Klagenfurt, 2022 - 2026
1. PLATZ  EU-weit offener, einstufiger RealisierungswettbewerbKlagenfurt, 2022

Sozialpädagogisches Zentrum mit Therapie, Betreuung, Werkstätten, Seminar, Bistro und Wohnen, sowie Speisebereich KABEG und Elementarpädagogik mit 15 Gruppen Kindertagesstätte und Kindergarten.

STATUS: IN BEARBEITUNG, 2022 – 2026

 

DIE QUINTESSENZ

Die über die Jahre kontinuierliche Weiterentwicklung des gründerzeitlichen Gebäudes ist bereits Bestandteil der historischen Überlieferung und prägt das Gebäude in seinem Ausdruck wesentlich.

Mit der gründerzeitlichen Substanz respektvoll und ökonomisch, unter Berücksichtigung der baulich vorhandenen Strukturen umzugehen, war Ziel der Gestaltung.

 

DIE FRAGE NACH DEM WIE UND WO

Der Haupteingang im Osten wird rückgebaut und mit einem großzügigen Vordach versehen. Damit gewinnt das Ostportal seine historische Position, als adressbildende Fassade wieder. Das Gebäude kann aus allen Himmelsrichtungen barrierefrei erschlossen werden. Eine zusätzliche Aufzugsanlage im Norden bewerkstelligt das. Drei Eingangsbereiche führen im Erdgeschoss in verteilerkreisähnliche Eingangshallen, aus der in die unterschiedlichen Funktionsbereiche verteilt wird.

Neu gestaltete Vordächer und Vorbereiche ermöglichen einen witterungsgeschützten Zugang und gleichzeitig beherbergen sie Abstellplätze für Fahrräder und Kinderwägen, dort wo es erforderlich ist.

Sämtliche Funktionsbereiche erhalten eigene Zugänge und können autonom und ohne störende Querungen erschlossen werden.

Am zentralen Eingang befinden sich Verwaltungs- und Leitungsräume, sodass sie für Klient:innen, Eltern und Besucher:innen rasch und unkompliziert erreichbar sind.

Der Seminarbereich in unmittelbarer Nähe der Gastronomie, wird aus der Eingangshalle erschlossen und ist organisatorisch eigenständig. Das angrenzende Bistro kann bequem die Verköstigung der Seminarteilnehmer:innen übernehmen.

Das Café und Bistro, ebenfalls am Haupteingang liegend, ist das Herz der Erdgeschosszone. Räumlich erstreckt es sich von Osten nach Westen über die gesamte Gebäudebreite mit beidseitig vorgelagerten Terrassen. Der bestehende Erschließungsgang wird aufgelöst in dem die Innenwand perforierte wird und ein zusammengehöriges Raumgefühl erlaubt. Verbleibende Wandscheiben schaffen eine geborgene atmosphärische Raumzonierung, um sich nicht in einem Großraum zu verlieren. Ein kommunikativer, verbindender Multifunktionsbereich wird geschaffen.

Am nordöstlichen Gebäudeende, über das dort befindliche Stiegenhaus erschlossen, ist erdgeschossig der Hauswirtschaftsbereich mit Unterrichtsräumen. Der dazugehörige Aufenthaltsbereich erstreckt sich ebenfalls über die gesamte Gebäudetiefe und profitiert von der Besonnung beider Himmelsrichtungen.

Im ersten Obergeschoss im Ostflügel, ist die Tagesbetreuung positioniert. Vorgelagerte Terrassen bieten einen unmittelbaren Erholungsbereich im Freien. Ebenfalls im ersten Obergeschoss und über das nördliche Stiegenhaus autonom erreichbar, ist die Clusterwohnung, deren „durchgesteckter“ Wohnbereich über eine westliche komfortable Terrasse als erweiterten Wohnraum im Freien verfügt. Die räumliche Organisation bietet einen qualitätsvollen Rahmen für ein harmonisches Miteinander.

Im zweiten Obergeschoss, ebenfalls autonom erschlossen über das nördliche Stiegenhaus mit barrierefreier Aufzugsanlage sind die Trainingswohnungen kompakt zusammengefasst, gut besonnt und mit einfachen Grundrissen für das Training konzipiert. Bei Bedarf könnte ein Zugang zur begrünten Dachterrasse ermöglicht werden.

Das Untergeschoss ist dem Arbeiten vorbehalten, hier sorgt die Absenkung des Geländes an der Ostseite für ausreichend Belichtung und Belüftung.

Der südliche Gebäudeflügel gehört den Kindern. Um den jüngsten entsprechend strukturierten Raum zu geben, wird hofseitig ein „Wintergarten“ addiert. Er ermöglicht eine einfache Erschließung und beherbergt Garderoben. Die KITA ist über zwei Zugänge auf kurzem Weg erreichbar. Ein neuer zentraler Ausgang auf hofseitigem Gartenniveau ermöglicht nicht nur einen unkomplizierten und zentralen Weg ins Freie, sondern schafft auch eine interne Verbindung ins Untergeschoss zu den Gatschgarderoben. Die Gatschgarderoben können aufgrund einer Geländeveränderung belichtet werden. Der Hang wird so ausgebildet, dass er gleichzeitig Spielfläche ist.

Im ersten Obergeschoss liegt der Kindergarten, deren Freibereich das Dach des neuen Wintergartens ist. Im dritten OG besetzt ebenfalls der Kindergarten die Flächen, im südostlichen Bereich befindet sich die Heilpädagogik. Das Flachdach, das sich zwischen den Clustern aufspannt, wird zum Spiel- und Gründach, dass schnell auch mal zum frische Luft schnappen erreicht werden kann.

In der Gesamtheit betrachtet haben alle Funktionsbereiche über alle Geschosse auch einen zugeordneten Freibereich.

 

DAS SKULPTUREN EINES RAUMES

Fast verschwenderisch steht hier ein Raumvolumen zur Verfügung, dessen Potenziale es zu nutzen gilt.

Durch nicht substanzveränderte Einbauten (beispielsweise aus Holz), werden auf Grund der zur Disposition stehenden großen Raumhöhe zusätzliche Aufenthaltsebenen eingeführt und somit ein differenziertes und auch dem kindlichen Maßstab angemessenes Raumerlebnis geschaffen. Gleichzeitig werden kostengünstigen Flächen, wie Galerien als Spiel- und Rückzugsebenen für Kinder generiert. Die zusätzlich zur Verfügung stehenden Fläche verringert die soziale Dichte und schafft ein angenehmes Miteinander.

Das Raumangebot wird flexibel und veränderbar gestaltet, sodass durch mobile Elemente räumliche Zusammenschlüsse oder Veränderungen möglich sind, damit auch gruppenübergreifend gearbeitet werden kann.

Besonderes Augenmerk wird auf die KITA gelegt, die starre Gangsituation wird durch die Addition des Wintergartens aufgelöst und differenzierte, für Kleinkinder überschaubare Erschließungs- bzw Spielräume entstehen. Vielfache Nutzungen sind möglich.

 

DAS MATERIAL AN DER OBERFLÄCHE

Zu Räumen, die alle Sinne ansprechen, stellt sich sofort eine Verbindung her.

Holz mit seinen angenehmen haptischen Eigenschaften sorgt für ein angenehmes Empfinden. und garantieren gleichzeitig die nötige Robustheit. In einer Zeit der Reizüberflutung steht Kindgerechtes nicht vorrangig im Mittelpunkt der Gestaltung, sondern Ruhiges und Wertbeständiges soll die Kinder und Klient*innen umgeben und eine ruhige und entspannte Atmosphäre schaffen. Barrierefreie Farbkontraste kommen bei der Oberflächengestaltung zum Einsatz.

 

DIE RUHE LIEGT IM GARTEN

Ein Freiraum, der unterschiedliche Angebote bietet, von der Rennbahn, Sandkiste, der Outdoor-Matschküche, bis hin zum Spielhügel, der im Winter auch zum Bobfahren genützt werden kann, fordert zu unterschiedlichen Aktivitäten auf. Überdachte Bereiche und Sitzstufen, die vor der Witterung schützen machen einen Aufenthalt im Freien ganzjährig möglich.

 

ES GEHT UM VIEL MEHR ALS REINE BARRIEREFREIHEIT

 

© epps architekten

 

Auszug aus dem Juryprotokoll

Der unaufgeregte Umgang mit dem Bestand einerseits und die andererseits dabei erzielten innen-
räumlichen Qualitäten überzeugen die Jury: insbesondere zeigt sich dies im Bereich der KITA im süd-
seitigen Baukörper. Das erste Obergeschoß könnte diesbezüglich noch etwas nachgeschärft werden.
Die Administration ist im Bereich des wieder hergestellten ostseitigen Hauptzuganges platziert, die
Raumabfolge von Seminarraum, Restaurant sowie Unterricht wird sehr positiv gesehen.
Den einzelnen Funktionsbereichen sind generell Außenbereiche in Form von Terrassen vorgelagert,
die hofseitige und ostseitige Terrasse beim Bistro lassen eine sehr gut Bespielung vom Innen- zu
Außenraum in diesem Bereich erwarten. Die Organisation des betreuten Wohnens im Obergeschoß
mit der daran anschließenden Tagesbetreuung überzeugt das Preisgericht ebenso, wie die Organisa-
tion vom heilpädagogischen Kindergarten in Verbindung mit einem Regelkindergarten im 2. Oberge-
schoß.
Die teilweise Verkleidung der überhohen Räume mittels halbhoher Holzvertäfelungen sowie Galerie-
einbauten – maßstabsgerecht für Kinder – als Spiel- und Rückzugsebenen, schaffen ein angemessenes,
kindgerechtes Raumerlebnis und brechen die vorhandenen Raumhöhen. Die ostseitige Terrasse und
die Ausbildung des Vordaches beim neuen Zugang werden ebenfalls als angemessen gewürdigt.